Warum besuchen in Dormagen Muslime einen christlichen Gottesdienst und warum feiern Christen Fastenbrechen im Ramadan?
Am 30.05.2018 fand in der Neuapostlischen Kirche Dormagen eine besondere Veranstaltung statt. Gemeinsam mit dem Verein Lotus e. V. aus Grevenbroich feierte die Kirchengemeinde zunächst einen christlichen Abendgottesdienst und im Anschluss ein muslimisches Fastenbrechen (Iftar) im Ramadan.
Der Gemeindevorsteher, Priester Schmidt, begrüßte die nahezu aus gleichen Teilen aus Muslimen und Christen bestehenden Anwesenden mit einem Wort aus Römer 15, Verse 5 – 7, welches er seiner Predigt zugrunde legte:
„Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, dass ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß, damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus. Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“
Priester Schmidt machte in seiner Predigt deutlich, dass den Islam und das Christentum viel miteinander verbindet, insbesondere die Anbetung Gottes und die persönliche Hinwendung des Gläubigen zu Gott. Dazu arbeitete er die im Bibelwort genannten Eigenschaften Gottes, Geduld und Trost, heraus und machte an einem Beispiel aus dem Alten Testament deutlich, wie diese Eigenschaften Gottes in das Leben des Menschen hineinwirken.
David war für das Volk Israel zum König gesalbt und kam an den Königshof von König Saul. Dort verfeindete sich Saul mit ihm und verfolgte ihn, sodass David flüchten musste. In der Höhle „En-Gedi“ und im Feldlager in „Gibea“ hatte David zwei Mal die Möglichkeit, Saul zu töten und sein Problem zu lösen, doch er verzichtete darauf, da dies nicht der Wille Gottes war. So starb König Saul letztendlich durch Selbstmord in einem Krieg gegen die Philister. David musste hier Geduld beweisen, da er sein Problem zwar hätte lösen können, aber dies hätte nicht dem Willen Gottes entsprochen. Sein einziger Trost war das Vertrauen auf Gott, dass dieser im Hintergrund die Fäden in der Hand hält und für David eine Zukunft ausersehen hat.
Sowohl Christen als auch Muslime müssen oft Geduld im Hoffen auf Gott beweisen. Manchmal gibt es Möglichkeiten, die eigenen Probleme vermeintlich einfach zu lösen, z. B. durch die Übertretung von Gesetzen, aber diese Lösungen sind nicht im Willen Gottes. Das Vertrauen darauf, dass Gott das eigene Leben beeinflusst und dann handelt, wenn er es für richtig hält, ist der Trost des Gläubigen und verbindet Christen wie Muslime.
Zur Vorbereitung auf das Heilige Abendmahl stellte Priester Schmidt klar, dass Christen und Muslime zwar die Grundlage für die Vergebung, nämlich das Opfer Jesu, trennen würde, aber Muslime suchen ebenso wie Christen Vergebung und Versöhnung mit Gott. Zu den „99 Namen Gottes“ im Koran gehören auch die Namen „der Vergebende“ und „der viel Vergebende“. So vereint Christen und Muslime der Wunsch nach Versöhnung mit und Vergebung durch Gott ebenso wie die Erkenntnis, dass dies nur durch Reue und Buße geschieht und nur der, der sich ehrlich zu Gott wendet und Vergebung sucht, auch Vergebung erhalten kann.
Im Anschluss an den Gottesdienst hörten die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche, die Mitglieder des Lotus e. V. sowie weitere muslimische und christliche Gäste zunächst Grußworte von Priester Schmidt, Vorsteher der Kirchengemeinde und Süleyman Sayin, Vorsitzender der Lotus e. V., anschließend einen Vortrag über den Ramadan von Gamze Celik vom „Rhein Ruhr Dialog“ aus Dortmund sowie abschließend ein Grußwort von Frau Stephan, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Dormagen.
Pünktlich zum Sonnenuntergang um 21:41 Uhr wurden die gläubigen Muslime noch zu einem kurzen Gebet aufgerufen und danach brachen alle Anwesenden gemeinsam das Fasten mit einer Dattel, einer Suppe sowie einem durch den Verein Lotus e. V. organisierten vielfältigen und reichhalten Buffet.
Die Anwesenden nutzten die Gelegenheit, sich bis weit nach Mitternacht noch über die Religion und Kultur der anderen Anwesenden zu informieren, um hiermit Vorurteile abzubauen und Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen und Religionen zu erkennen. Dabei war der Abend insbesondere in den Gesprächen von gegenseitigem Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt, sodass die Neuapostolische Kirche Dormagen und der Verein Lotus e. V. erfolgreich bewiesen, dass ein Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft und ein gemeinsames Feiern der jeweils anderen Religion und Kultur zur Freude aller möglich ist
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